Beziehungsfrei

Cowboy reitet in den Sonnenuntergang

photo credit: Damian Zech via Flickr cc

Ich bin der Cowboy, der alleine in den Sonnenuntergang reitet, der Wok, für den es keinen Deckel gibt oder das menschgewordene Klischee der bindungsunfähigen Generation Y. Um das Beziehungsthema hier nicht nur meinen bindungsliebenden Blogpartnern zu überlassen, ist es Zeit für den Gegenpol: den Dauersingle. Mir wurde diese Situation vor Kurzem wieder bewusst, als ich umgezogen bin und in diesem Zuge einige Bekanntschaften reaktiviert habe. Diese haben nachgefragt, wie es beziehungstechnisch bei mir so aussieht, und dadurch habe ich erstmals seit Längerem wieder darüber nachgedacht.

Wie kam’s?

Es war nie geplant, dass ich Langzeit-Single werde. Aber es war einfach so, dass sich in den letzten Jahren keine feste Beziehung ergeben hat. Ich lebe nicht nonnenhaft, meine sexuellen Bedürfnisse werden durchaus unregelmäßig gestillt. In diesem Zuge habe ich auch einige wunderbare Freundschaften gewonnen. Es hat dabei nur nie gefunkt – meine letzte heftige Verliebtheitsphase liegt etwa fünf Jahre zurück.

Anders als die meisten hatte ich noch nicht mal die übliche Teenie-Beziehung. Ich war ein ziemlicher Spätzünder und habe erst im Studium ernsthafte Beziehungskontakte geknüpft. Mehr als eine Acht-Wochen-Beziehung kam trotzdem nicht zustande.

Ich habe eine Beziehung nie bewusst blockiert. Trotz teils ausgeprägter feministischer Ansichten bekomme ich regelmäßig bestätigt, dass ich im Großen und Ganzen ein umgänglicher Mensch bin, mit dem man viel Spaß haben kann. Daher habe ich auch nicht das Gefühl, ich würde etwas falsch machen.

Hast du unrealistische Vorstellungen?

Da ich mich in die Riege der Polyamoristen stecken würde, erwarte ich nicht, dass mein Partner alle meine Wünsche an meine Mitmenschen in Personalunion abdeckt. Zugegebenermaßen bin ich wohl trotzdem anspruchsvoll, was Partner angeht. Das ist im Freundeskreis aber eigentlich genauso und meines Erachtens lediglich ein Phänomen von zunehmendem Alter. Je mehr Menschen man kennt, desto besser weiß man, was man sich von ihnen wünscht und bei welchem Typ Mensch man sich wohlfühlt.

Fehlt dir nichts?

Natürlich gibt es Abende, an denen die ganze Welt doof ist, und es schön wäre, jemanden zu haben, der qua Beziehung verpflichtet ist, sich mein Gejammer anzuhören und mich in den Arm zu nehmen. Regelmäßige Befriedigung ist selbstverständlich auch nicht zu verachten. Aber ansonsten fehlt mir tatsächlich nichts. Ich habe gute Freunde, die jederzeit für mich da sind, wenn ich sie brauche. Ich habe jede Menge Projekte und Hobbies, so dass mir nicht langweilig wird – und ich habe umgekehrt die Möglichkeit, sie auch sehr (zeit)aufwändig auszuüben. Sprich, ich bin im Großen und Ganzen recht zufrieden mit meinem Leben.

Daher suche ich nicht aktiv nach einem Beziehungspartner. Wenn es sich ergeben würde, würde ich die Gelegenheit ergreifen – schon allein aus Neugier, wie es sich anfühlt und was passiert. Ich hatte mal eine Dating-Phase vor ein paar Jahren, die ich aber schnell wieder eingestellt habe. Bewusste Datings sind für mich anstrengend und verkrampft und ich lerne Menschen lieber in einem authentischen Umfeld kennen. Insofern bin ich durchaus froh, dass ich auch ohne Beziehung leben kann und nicht auf eine bewusste Partnersuche angewiesen bin.

Glücklicherweise habe ich ein recht entspanntes Umfeld, das nicht nur aus Pärchen besteht. So fühle ich mich als Single nicht fehl am Platz, wenn ich mich mit meinen Freunden treffe. Obwohl ich das Wort Single, das auch überall in den Medien verwendet wird, nicht mag. Es weckt in mir die Vorstellung, dass etwas fehlt, und so fühlt es sich bei mir nicht an. Ich habe das Gefühl, auch ohne Partner vollständig zu sein. Darum gebe ich mir auch nicht wahnsinnige Mühe, etwas an meiner Situation zu ändern, denn: Ich finde es völlig okay so, wie es ist.