Buchrezension: What you really really want
Zähle zehn Dinge auf, bei denen sich dein Körper gut fühlt.
…
Drei, vier Dinge zusammenkriegen, ist gar kein Problem, aber zehn? Zehn?? Und warum ist das überhaupt so schwer? Sollte sowas nicht total einfach sein?
Meine Liste lautete schließlich:
- Sport/Yoga
- Masturbation
- Fotografieren
- Schlafen oder im Bett liegen bleiben, wenn es morgens kühl ist
- Spaziergang durch die Natur
- Schokolade/Kuchen
- Streicheleinheiten
- Massage bekommen
- Eincremen mit Bodylotion
- zu YouTube-Videos tanzen
- Supermärkte
Ihr seht, es waren am Schluss sogar 11 Dinge. Hat trotzdem ein wenig gedauert, bis ich dahin gekommen bin.
Warum ich das gemacht habe? Weil mein Buch es mir gesagt hat. Ich habe mir What you really really want. The smart girl’s shame-free guide to sex and safety von Jaclyn Friedman (bislang leider nur auf englisch erhältlich) gekauft – ein Buch, das einem helfen möchte, herauszufinden, was man in sexueller Hinsicht denn eigentlich will und braucht. Um dem auf den Grund zu kommen, gibt es ganz viele Fragen, die man sich selbst beantworten muss. Idealerweise führt man während der Lektüre sogar Tagebuch (ich sage idealerweise, weil ich es nicht durchgehalten habe). Und idealerweise hat man ein oder mehrere Freunde, die das Buch parallel lesen und mit denen man sich während der Lektüre austauschen kann (ich sage idealerweise, weil es bestimmt auch ohne geht, aber ich es wirklich mit Lesepartner gemacht und nicht bereut habe).
Was dann während der Lektüre passiert, ist, dass man zum Beispiel echt geschockt ist, mal schwarz auf weiß zu lesen, was man bisher immer so geahnt, aber aus gutem Grund nie zu Ende gedacht hat. Oder dass man anfängt, auch nicht-mitlesenden Freunden alle möglichen Fragen nach deren Erfahrungen zu stellen. Oder dass man zum ersten Mal wichtige Zusammenhänge erkennt.
Ich kann eine klare Empfehlung für dieses Buch aussprechen. Es dauert zwar etwas, bis man es durchgelesen und -gearbeitet hat, aber es lohnt sich, weil man über neue Dinge nachdenkt, über die man sonst einfach nicht nachdenkt. Mein damaliger Grund, mir das Buch zu kaufen, war, dass ich mehr darüber wissen wollte, wie ich sexuell so ticke. Es war so, dass ich in den meisten Bereichen meines Lebens recht gut wusste, was ich will und was ich nicht will, nur eben nicht in sexueller Hinsicht. Und ich denke, es ist tatsächlich ein kleines bisschen besser geworden. Nicht unbedingt, was meine heutigen Vorlieben angeht, sondern eher in Bezug darauf, warum ich so ticke wie ich es nun mal tue und wie sich das entwickelt hat.
Weil ich froh über diese neuen Erkenntnisse bin, hat mich auch ein wenig missionarischer Eifer gepackt und What you really really want kann sich zu den wenigen Büchern zählen, die ich im Freundeskreis aktiv weiterempfohlen habe.