Ich und meine Metamours

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photo credit: Silent Scope via Flickr cc

Mit den meisten Menschen, mit denen ich über nicht-monogame Beziehungen spreche, diskutiere ich oft über das Thema Eifersucht. Natürlich war ich auch schon ein paar Mal in meinem Leben eifersüchtig. Aber das hat mich nicht daran gehindert, weiter zu experimentieren. Viele andere Menschen scheinen diesbezüglich nicht so locker zu sein und versuchen Eifersuchtsdramen oder Situationen, in denen sie selbst eifersüchtig werden könnten, schon im Ansatz zu verhindern. Auf der einen Seite finde ich das sehr schade, da diese Ausflucht viele Möglichkeiten und neue Erfahrungen blockiert. Auf der anderen Seite sind diese Menschen dadurch nicht unglücklicher und ich möchte ihren Schutzmechanismus nicht kritisieren.

Viel interessanter finde ich, dass ich oft wie eine Ausnahme gehandelt werde: Menschen, die überwiegend monogam sind und vorsichtig ihre Beziehung öffnen wollen, scheinen mir – wenn ich Interesse an ihren Partnerinnen habe – ein größeres Vertrauen als vielen anderen Menschen entgegen zu bringen. Warum ist das so?

Meine Vermutung ist, dass es an meiner Metamourpflege liegt. Vielleicht betreibe ich dies nicht in einem so großen Maß, wie es peregrin in ihrem Artikel Metamourpflege beschrieben hat. In den meisten Fällen bin ich sowieso mit meinen Metamours* sehr gut befreundet oder entdecke Gemeinsamkeiten, über die man sich austauschen kann – immerhin muss es ja einen Grund geben, warum eine gemeinsame Partnerin an uns beiden Interesse hat. Je mehr Gefühle ich für eine Person habe, desto mehr intensiviere ich auch den Kontakt zu meinen Metamours. Sie sind Teil ihres Lebens und da ist es kein Wunder, dass ich auch für ihre Metamours Interesse finde.

Außerdem habe ich großen Respekt vor einer bestehenden Beziehung. Wenn ich z.B. merke, dass eine Beziehung am Zerbrechen ist, dann will ich nicht das Zünglein an der Waage sein, das die Beziehung endgültig zum Kippen bringt. Und wenn ich zu einer funktionierenden Beziehung hinzustoße, dann achte ich besonders auf die Privilegien meiner Metamours: Wenn ich mir unsicher bin, wie meine Metamours über manche Sachen, die ich mit der gemeinsamen Partnerin machen möchte, denken, dann frage ich nach ihren Befinden – im Zweifelsfalle spreche ich einen Metamour direkt darauf an.

Allerdings ist es natürlich auch wichtig, allen Beteiligten seine Bedürfnisse und Wünsche mitzuteilen. Wenn der Metamour weiß, wie du dich fühlst und wovon du gerne noch mehr möchtest, gibt es zwei Vorteile: Zum Einen bekommt man die Möglichkeit, Lösungen zu finden, um seine Bedürfnisse und Wünsche erfüllen zu können. Und zum Anderen kann eine bessere Vertrauensbasis entstehen, da der Metamour weiß, mit wem er es zu tun hat.

Natürlich kann diese Kommunikation alleine nicht alle Probleme lösen und für mich sind diese guten Absichten, die ich hier darlege, eigentlich ziemlich selbstverständlich. Deswegen wundert es mich, dass ich dann doch ab und zu wieder Geschichten höre, die alle Horrorvorstellungen der anfangs erwähnten Menschen bestätigen. Aber irgendetwas scheine ich wohl mit meiner Einstellung richtig zu machen: Erst kürzlich hatte ich einige Dates mit der Freundin eines Freundes, bei dem es schon bei einer anderen Freundin OK war, dass ich mich mit ihr treffe und Sex habe. Und das, obwohl er zwischendurch schlechte Erfahrungen mit einem anderen Metamour gemacht hatte. Er sagte zu ihr (sinngemäß): „Aber nur bei Pablo ist es ok, wenn es so schnell geht.“

Früher dachte ich, meine Metamoure würden mich nicht ernst nehmen. Ganz nach dem Motto: Ach, der Pablo will doch nur spielen; der ist keine Gefahr. Inzwischen denke ich aber eher, dass meine Metamours eine hohe Meinung von mir haben. Durch den engen Kontakt mit meinen Metamours baue ich eine Vertrauensbasis auf. Das entspannt nicht nur das Verhältnis zwischen mir und meinem Metamour, sondern verringert auch den Stressfaktor für die gemeinsame Liebhaberin. Sie muss nämlich nicht zwischen uns beiden vermitteln, da wir manche Dinge entweder bereits unter uns „auf dem kurzen Weg“ klären konnten oder Eifersuchtsgefühle erst gar nicht auftauchen.

Wenn man meine eingangs erwähnte Problematik mit der Eifersucht betrachtet, hoffe ich, mit dem Appell, besonders rücksichtsvoll und achtsam auch mit den Metamours umzugehen, eine andere Perspektive eröffnen zu können. In meiner Weltsicht ist nicht die Eifersucht an sich das Problem, sondern die Umstände des Umfelds und der Umgang mit allen Beteiligten, die zur Eifersucht führen können.

 *Metamour ist eine Person, mit der man sich einen Menschen gemeinsam teilt. Dabei müssen die Verhältnisse nicht gleichwertig sein. Z.B. kann eine Romanze, mit der sich eine Person regelmäßig für Sex trifft, nicht dieselben Privilegien haben wie der feste Freund dieser Person. Dennoch könnten sich diese Personen gegenseitig als Metamour bezeichnen.