Mein Messe-Abenteuer: Obscene 2020
Vergangenes Wochenende fand trotz Corona-Panik zum aller ersten Mal die Obscene in Stuttgart statt. Auch ich habe mich auf die Erotik-Messe gewagt und wurde nicht enttäuscht. Diese Messe ist zwar neu, aber die beste auf der ich bisher war. Auch von anderen Besuchern habe ich immer wieder gehört, dass sie die Obscene gelungener finden als etabliertere Messen wie die Bondage Fetish World in Frankfurt, die Fetisch Evolution in Essen, oder die Boundcon in München.
Bei mir lag es einfach daran, dass ich die Obscene als total gemütlichen, kommunikativen und sexpositiven Raum wahrgenommen habe und nicht so stark als riesige Verkaufshalle. Das ist leider kein Eindruck den ich häufig von Messen bekomme. Einen Großteil hat das natürlichere, warme Licht in der Messehalle dazu beigetragen, was nicht den üblichen kalten Umkleidekabinen-Flair mit sich brachte. Es klingt wie eine Kleinigkeit, aber es macht doch schon einen riesigen Unterschied. Außerdem gab es auf der Messe verschiedene, kleine Chill-Out-Areas, zum Beispiel Lounges mit fluffigen Kissen und leckerem Kaffee. Insbesondere hat für mich jedoch der von RopeXperience gestaltete Fessel-Space so einen Ort geschaffen. Hier hat man nicht nur einen etwas ruhigeren, mit einem kleinen Holzzaun abgetrennten, mit bunten Teppichen, Decken und Kissen ausgelegten Bereich vorgefunden. Sondern auch Bambusstangen, Karabiner, Hängepunkte und sogar Seile zur Verfügung gestellt bekommen. Auch die Organisatoren waren superlieb und haben ihre Regeln genau so freundlich formuliert wie ihre Angebote. Etwas ganz tolles war für mich auch, dass auf der Messe Crepés verkauft wurden und so ein Teil der Halle immer von einem leckeren, süßlichen Geruch durchzogen war. Da kann man sich doch nur wohl fühlen!
Außerdem habe ich einige wirklich tolle Messestände, Performances und Menschen erleben dürfen. Eines meiner absoluten Highlights war die dynamische und intime Fesselshow von David La Greca und seiner Partnerin. Diese hat nicht nur spektakuläre Hängefesselungen, sondern auch viele kleine Spielelemente beinhaltet. Es war toll seiner sinnlichen Partnerin beim Leiden zuzuschauen und sie im nächsten Moment wieder mit Davide rumalbern zu sehen.
Weiterhin erwähnenswert war die ausschweifende Kinky Burlesque Show mit Louise L‘Amour, Blanche de Moscou, Gonzalo Mirabella, Fanny di Favola und Fara Féline, die mich mit ihrem wunderbaren Humor und ihren natürlichen Darstellerinnen wirklich in ihren Bann gezogen hat. Vor allem bei Fanny konnte ich keinen Moment wegschauen. Hier wurden neben eleganten Striptease auch Masken aufgesetzt, Plugs auf der Bühne eingeführt und alles mögliche andere Spielzeug verwendet. Es war einfach nur kreativ, witzig und erotisch!
Eine weitere beeindruckende Person habe ich mit Amalie von Stein kennengelernt, einer professionellen Domina mit einem so stregen Blick, dass ich ein wenig Hemmungen hatte sie anzusprechen. Doch hinter dieser Rolle verbirgt sich ein sympathischer, energiegeladener und idealistischer Mensch, der sich mit dem Projekt #fetischmatters für die Normalisierung von BDSM und Fetisch einsetzt. Bitte unterstützt sie!
Einzig negativ aufgefallen ist mir eines, der angeheuerten Performance Teams. Hier wurde vom Team nicht nur wie offiziell zugelassen die Bühnen-Performance gefilmt. Trotz privatem Photoverbot wurden auch private Handys gezückt und Dokumentationsvideos mit Publikum im Hintergrund gemacht. Das ist für mich ein absolutes No-Go!
Das Messemanagement, welches auch die Passion in Hamburg organisiert und die Moderation sind jedoch gut mit allen Herausforderungen umgegangen. So wurde nach dem oben beschriebenen Vorfall noch einmal explizit durch die Moderation auf das Photoverbot hingewiesen. Auch die Corona-Panik wurde gezielt vom Team eingedämmt. Neben Desinfektions-Sprays in jedem Gang, mussten außerdem verpflichtend Name, Adresse und Telefonnummer vor der Messe auf einer Karteikarte abgegeben werden, um im Ernstfall rechtzeitig informieren zu können. Verständlicherweise kamen bei vielen Besuchern im Vorfeld Hemmungen auf ihre persönlichen Daten im Zusammenhang mit einer Erotikmesse speichern zu lassen. Doch zu einer digitalen Speicherung kam es gar nicht erst, alle Karteikarten werden stattdessen in einem abschließbaren Behältnis aufbewahrt und nach 4 Wochen weggeworfen. Die klare Kommunikation seitens des Messeteams hat allen Besuchern doch noch eine entspannte Messe ohne Corona-Sorgen beschert. Zumindest wurden die Desinfektions-Stationen so sehr genutzt wie sie belächelt und mit sarkastischen Kommentaren bedacht wurden.
Natürlich gab es auf der Messe auch noch viele Shows, Workshops, Stände und Menschen, die in all meinen Begegnungen untergegangen sind und sicher eine Erwähnung verdient hätten. Zum Beispiel fällt mir gerade noch das tolle Team von Inner Sanctum ein, was mir zum perfekten Latexkleid verholfen hat. Oder das engagierte Team der Smjg, was mich liebevoll mit Kaffe, Kuchen und Unterhaltung versorgt hat. Schade, aber an einem Messetag ist es eben schwer wirklich alles zu entdecken, wenn man schon von so vielen tollen Menschen, Fesselungen und Gesprächen umgeben ist 🙂