Wie ein lang anhaltender multipler Orgasmus – ein Interview über weibliche Dominanz
Julinas Blog bound-n-hit kennen wir schon länger, Aureliana hat dort auch mal einen Gastartikel veröffentlicht. Letztere war neugierig, wer sich hinter der Frau mit dem großen Wissen, die sich außerdem als Domina betätigt, verbirgt und hat sie daher um ein Interview gebeten.
Aureliana: Wir freuen uns sehr, dass du uns ein paar Fragen beantworten willst, da wir deinen Blog ja schon länger verfolgen :). Vielleicht kannst du uns ein bisschen was über deine Anfänge verraten. Wann und wie hat sich deine BDSM-Neigung zum ersten Mal bemerkbar gemacht? Seit wann lebst du BDSM?
Julina: Sehr gerne. Das freut mich zu hören, dass Euch mein Blog gefällt. Also so richtig bemerkt, ohne es benennen zu können, war sehr früh. Um ein Beispiel zu nennen: Ich habe es geliebt, einfach weil es mir Spaß machte, meinem damaligen Freund Tritte oder Fausthiebe in die Hoden zu verpassen. Und dann kam auch irgendwann die Zeit, in der man anfangen konnte, es zu benennen, da man endlich Internet hatte. Ich probierte aufgrund einer passenden Bekanntschaft erst die devote Rolle aus, stellte aber fest, das es mir nicht liegt. Durch eine andere Bekanntschaft kam ich noch tiefer in die dominante Rolle hinein und es machte mir Spaß, ihn keusch zu halten und schmerzhaft zu bestrafen. Und dann ging alles seinen Weg.
Wie fühlen sich deine Dominanz und dein Sadismus für dich an? Also: Warum machst du das, was du tust, und warum fühlt es sich gut für dich an?
Es fühlt sich an wie ein multipler Orgasmus, nur viel länger anhaltend.
:). Welche Spielarten und Techniken gefallen dir besonders?
Keuschhaltung und Feminisierung sind meine absoluten Favoriten. Aber auch meine sadistische Ader lebe ich gerne aus. Vor Kurzem habe ich vermehrt Reizstrom für aufregende Orgasmuskontrollen für mich entdeckt.
Gehst du auf Stammtische, Playparties oder andere Szene-Veranstaltungen?
Hin und wieder ja. Aber das gebe ich dann nicht so öffentlich bekannt. (Nicht, dass auf einmal ein Fanmob auftaucht ;)) Ich plane für die Zukunft für meinen Blog eine Art FollowMeAround, bei dem ich Messen oder Veranstaltungen ganz „professionell“ besuche und das dann auch groß ankündige. Aber dann muss auch die Kamera dabei sein, um alles festzuhalten.
Welche Rolle spielt BDSM in deinem Leben?
Eine sehr große Rolle. Ich bin zwar in erster Linie Mensch und Frau, also weiß durchaus, wie man selber kocht und putzt, aber manchmal vermischt es sich auch. Es gibt aber auch Tage, da möchte man einfach nur Frau sein und nichts damit zu tun haben. An anderen Tagen bin ich durch und durch dominant, und da gibt es für einen Subbie, der mich begleitet, auch mal in aller Öffentlichkeit eine Ohrfeige für falsches Benehmen.
Wie reagieren die Umstehenden, wenn sie so etwas sehen?
Da ich es nie mache, wenn Minderjährige in der Gegend sind, bekommt man die üblichen Blicke. Aber die bekommt man meist doch auch so, wenn ein Mensch in irgendeiner Form anders ist. Ich sehe das entspannt, solange ich ihm nicht die Hosen runterziehe und den Hintern versohle.
Du betreibst, wenn ich das richtig sehe, BDSM sowohl als Hobby (mit deinem Blog bound-n-hit.com) als auch als Erwerbstätigkeit (mit deiner Seite ladyjulina.com). Wie kam es dazu?
Ja, genau. Angefangen hat es aber wirklich als Hobby oder auch echte Neigung bzw. Veranlagung. Da ich aber schon immer erotisch im Netz unterwegs war und mich meine Besucher da immer wieder nach dominanteren Dingen fragten, übertrug ich es irgendwann für einen Stammbesucher auch ins Netz. Das wurde dann hier und da immer mehr, bis es irgendwann den kompletten Wechsel von Erotik zu BDSM gab.
Unterscheiden sich dein privater und dein kommerzieller BDSM?
Ja, definitiv. Ich lebe zwar die gleichen Dinge aus, weil sie so einfach viel facettenreicher sein können als im echten Leben mit einer Handvoll Subbies. Außerdem trage ich nicht so viel Privates in die Welt hinaus. So wissen wirklich bloß ganz enge und treue Diener, die auch ein Teil meines Lebens werden, ja, vielleicht sogar Freunde sind, wie meine Hunde heißen. So kleine banale Dinge unterscheiden dann das Private vom kommerziellen BDSM.
Was sagen deine Freunde und Familie dazu, dass du als Domina arbeitest?
Es trennt bei Freunden die Spreu vom Weizen. Viele können es rein gar nicht verstehen, sie würden es aber auch nicht begreifen, wenn man es „nur“ zu Hause betreibt. Für sie ist es pervers und abstoßend (aber meist haben sie dann Fifty Shades of Grey zu Hause im Bücherregal, Doppelmoral eben). Meine Familie weiß es und ihr macht es gar nichts aus. Meine Mutter ist sogar hin und wieder zusammen mit mir am Telefon zu erreichen. Für das Reale beschränkt sie sich aber doch noch auf ihren Ehemann und meinen Vater.
Man stellt es sich immer recht einfach vor, als Domina Geld zu verdienen, allerdings bin ich sicher, dass es dann doch nicht so einfach ist ;-). Was sollte man vorher wissen und was hättest du gern vorher gewusst?
Also wenn man damit Geld verdienen möchte, dann muss man definitiv ein dickes Fell haben. Ich weiß gar nicht, wie oft ich am Tage beleidigt werde und teilweise sogar arg schlimm. Aber nach 10 Jahren weiß ich damit umzugehen. Schlimm wird es dann erst, wenn Menschen sogar Geld dafür ausgeben, um einem zu sagen, wie abstoßend sie einen finden. Leider haben sich die Zeiten geändert. Wo man noch vor 10 Jahren immer lieb und freundlich zu „seiner“ Dienstleisterin war (und da meine ich jetzt speziell Erotik, was ich damals nur machte), ist man heute zum Teil echt fies.
Hui, das hätte ich jetzt nicht erwartet. Wobei viele Community-Manager berichten, dass sich der Ton bei Diskussionen in den letzten Jahren ziemlich verschärft hat. Hatte das schon konkrete Folgen für dich, dass du z.B. bestimmte Sachen nicht mehr anbietest? Bzw. wie schützt du dich davor?
Da es bei bestimmten Fetischen / Vorlieben gehäuft vorkommt, habe ich diese zu meinen Tabus hinzu genommen. Grundsätzlich ist es aber wirklich mit einem Schmunzeln abgetan und ich rede auch nicht nochmal darüber oder mache mir Gedanken dazu.
Erzählst du uns zum Abschluss von deinem lustigsten BDSM-Erlebnis?
Die witzigste Erfahrung war mit einem Subbie, den ich zu einer Frau machte. Mein Ziel ist es immer, ihn so zu formen, dass man von außen nicht sofort erkennt, welches Geschlecht sich tatsächlich hinter der Fassade verbirgt. Wir sind dann abends noch etwas trinken gegangen und ein Mann sprach uns an und lächelte „sie“ auch immer an. Es hat eine Weile gedauert, bis er gemerkt hat, dass „sie“ gar keine sie ist. Aufgeklärt habe ich ihn dennoch. Im Nachhinein bereue ich das etwas, was wäre wohl gewesen, wenn er „sie“ mit nach Hause genommen hätte … Ich glaube, er wird es so schnell nicht wieder vergessen.
Vielen Dank, dass du alle Fragen so bereitwillig beantwortet hast!
Photo Credit Titelbild: John St John via Flickr cc
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